• About
  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
  • Termine

shroombab

~ creativity & beyond

shroombab

Monthly Archives: July 2016

Computersprache (Short Story)

27 Wednesday Jul 2016

Posted by shroombab in Text

≈ 1 Comment

Tags

short story

Hier folgt eine (frei erfundene) Geschichte, die von Flüchtlingen, Computern, Integration und Vorurteilen handelt. Sie trägt den Titel “Computersprache” und ich hatte sie ursprünglich für einen Literaturwettbewerb verfasst. Viel Spaß beim Lesen!

BEGINN.
Zu Besuch
„Und, hilft er wenigstens im Haushalt mit?“ Birgit seufzt. Diese Frage stellt ihr jeder, seit sie mit Arif einen 16-jährigen syrischen Flüchtling bei sich aufgenommen hat. Die Skepsis, die ihr entgegen schlägt, kommt von allen Seiten. Von ihrer eigenen Familie erfährt sie diese genauso wie von Arbeitskollegen oder Nachbarn.

Am Anfang war der Tenor auf ihr Engagement noch sehr positiv, aber nachdem sich die Medienberichterstattung seit den Ereignissen in der Kölner Silvesternacht im Jahr 2015 völlig gewandelt hatte, ist nicht mehr viel übrig geblieben von der Nächstenliebe und dem sozialen Denken.

„Hast du nichts von dem Mädchen gehört, das von ihrem Flüchtling vergewaltigt und danach erschlagen wurde? Hast du keine Angst, dass dir das auch passieren könnte?“

Nicht alle Geschichten, die erzählt werden, sind Vorurteile oder Lügen. Manches davon ist auch wahr. Aber Birgit hat keine Angst. Sie braucht Arif nur in die Augen zu sehen, um zu wissen, dass in ihm eine gute Seele steckt. Sie glaubt nicht daran, dass ihr Arif jemals eine Falle stellen könnte.

„Nein, er hilft nicht mit im Haushalt. Er sitzt die meiste Zeit herum und starrt auf sein Handy. Sein einziger Freund ist zwei Stunden entfernt von uns in Wien. Arif sitzt dagegen bei mir Vorort vor Linz fest und hat den ganzen Tag nichts zu tun“, sagt Birgit.

Die junge Mutter ist stets ehrlich, wenn die Familie sie nach Arif fragt. Nur bei den Menschen, die sie auf der Straße auf ihren Hausgast ansprechen, zuckt sie auf solche Fragen lediglich mit den Schultern.

„Ja lernt er denn kein Deutsch?“
„Der nächste freie Kurs ist im Herbst.“
„Spielt er mit deinen Kindern?“
„Eher selten. Er ist sehr nach innen gekehrt.“
„Das macht dir keine Sorgen?“
„Nein. Er hat viel durchgemacht. Man muss ihm Zeit geben.“
„Schreibt er auf arabisch?“
„Ja, das ist seine Muttersprache.“

Die Fragen enden schnell. Die Familienmitglieder tauschen ein paar sorgenvolle Blicke untereinander aus. Das Thema wird gewechselt. Niemand will Birgit ihr Engagement ausreden, aber Bewunderung erntet sie dafür auch keine. Die Skepsis bleibt.

Zu Hause
Arif sitzt in seinem Zimmer und schreibt mit seinem Freund Hassan Nachrichten am Smartphone hin und her. Hassan erzählt ihm, dass er gestern im Park Fußball spielen war mit anderen Buben aus Syrien. Sie hatten dafür endlich einen echten, runden Ball verwendet und kein selbstgefertigte Kugel, die sie aus alten Lebensmittelkartons gebastelt hatten. Es hat Spaß gemacht, schreibt Hassan. Arif lächelt. Er freut sich für seinen Freund, den er vergangene Woche in Wien besuchen war. Birgit fährt alle zwei Wochen mit ihm nach Wien, damit sich die beiden treffen können. Arif ist ihr dafür unendlich dankbar.

Hassan ist sein einziger Freund aus Syrien. Er hat es ebenfalls bis nach Österreich geschafft. Hassan ist die letzte Verbindung zu Arifs Heimat. Ohne Hassan wäre er ganz alleine auf dieser Welt. Mit Hassan spielte er schon, als sie beide noch ganz klein waren. Wenn Arif Hassan sieht, erinnert er sich an den Staub auf den Straßen, den sie aufgewirbelt hatten, als sie Ball spielten. Oder an den süßen Geruch von Kuchen, den sie gemeinsam aus dem Ofen von Hassans Großmama gestohlen hatten, kurz bevor er fertig gebacken war.

Plötzlich stürmt Birgits kleiner Sohn, der achtjährige Martin, ins Zimmer. Er öffnet die Tür ungefragt. Arif zuckt zusammen. Sofort fühlt er sich zurück gesetzt in eine Stadt, die niedergebombt wurde. Nicht nur eine Rakete ist direkt im Nachbarhaus eingeschlagen. Arif hat viele Leichen gesehen. Und er hat ständig Angst, dass auch hier plötzlich eine Rakete neben ihm einschlagen könnte. Sein Trauma sitzt tief.

„Arif, willst du mir helfen? Schau, was wir meine Tante geschenkt hat! Einen kleinen Computer zum Basteln!“

Martin versteht nicht, dass Arif seine Sprache nicht kann. Er spricht mit ihm trotzdem Deutsch und Arif tut auch immer so, als würde er es verstehen. Er will den kleinen Buben nicht enttäuschen. Auch dieses Mal nicht. Doch als Arif dieses Mal aufblickt beginnen seine Augen zu leuchten.

Arif sieht, dass Martin einen kleinen Raspberry Pi in seinen Händen hält. Der Raspberry Pi ist ein billiger Einplatinencomputer ohne Gehäuse, von dem bereits mehr als sieben Millionen Geräte weltweit verkauft worden sind – auch nach Syrien. Arif hatte vor ein paar Jahren auf dem Raspberry Pi das Programmieren gelernt. Es war der einzige Computer, den er je besessen hatte. Er bastelte damals auch selbst eine Hülle für das Teil. Und lernte die Programmiersprache Python.

Arif beugt sich zum kleinen Martin herab und nimmt ihm behutsam die Platine aus der Hand. Gemeinsam geht er mit dem Jungen in sein Zimmer, um sie dort für ihn zu verkabeln, am Bildschirm anzustecken, das Betriebssystem zu installieren und in Betrieb zu nehmen. Als der kleine Computer zu surren anfängt und läuft freut sich Martin und klatscht.

„Ja, du hast es geschafft. Danke!“

Ein paar Stunden später sitzen die beiden noch immer gemeinsam vor dem Bildschirm. Arif hat damit begonnen, den Raspberry Pi mit einfachen Befehlen dazu zu bringen, Songs, die Martin gefallen, abzuspielen. Als Birgit das Zimmer betritt, sieht sie sofort, dass sich etwas geändert hat. Bei Arif und Martin. Sie sieht Arifs Begeisterung, sein Strahlen in den Augen. Er blickt konzentriert auf den Bildschirm und seine Finger bewegen sich blitzschnell über die angeschlossene Tastatur. Sie sieht auch die Freude in Martins Augen und den Stolz auf ihren Hausgast.

„Mama, Mama, Arif ist ein Computergenie! Er hat das neue Gerät von Tante Greta zum Laufen gebracht. Und schau, es spielt Helene Fischer ab!“
„Das ist ganz toll, Martin.“

Arif schreibt Martin ein Programm, das ein einfaches Ping-Pong-Spiel mit dem Lieblingssong des Jungen sowie den Figuren aus dem offiziellen YouTube-Video kombiniert. Der kleine Bub umarmt ihn. Arif lässt die Nähe zu. Er zuckt nicht weg und er lächelt. Es scheint ihm gut zu tun. Noch nie zuvor hatte Birgit den syrischen jungen Mann lächeln sehen, außer wenn er mit seinem Freund Hassan gespielt hat. Die Mutter ist beeindruckt. Der zuvor so verloren wirkende 18-Jährige blüht dank des Computers regelrecht auf.

Neben Arabisch beherrscht Arif also noch anderen Sprachen fließend. Sprachen, mit denen sie nicht gerechnet hatte. Programmier- und Auszeichnungssprachen wie Python, Java und HTML.

Birgit erkundigt sich im Dorf, ob jemand Arifs Fähigkeiten gebrauchen kann. Dann würde sich Arif vielleicht ein wenig nützlicher vorkommen, denkt sie. Und ihr Plan geht auf. Arif programmiert dem Bäcker seine Webseite. Zum Dank bringt er jetzt jeden Morgen frische Croissants vorbei und winkt Arif zu. Arif winkt zurück und lächelt.

Zu Besuch
Als Birgit das nächste Mal gefragt wird, ob „ihr Flüchtling“ denn mittlerweile im Haushalt mithelfe, antwortet sie: „Nein, aber programmiert meinem Sohn fast jeden Tag ein neues Spiel. Und dem Bäcker die Webseite. Und dem Schuster hat er dabei geholfen, seinen Rechner neu aufzusetzen.“

Schweigen und Staunen. Keiner weiß, was er darauf sagen soll.

„Arif ist ein Computergenie“, sagt Birgit. „Er spricht viele Sprachen. Programmiersprachen. Aber auch sein Deutsch wird immer besser. Weil er den Drucker des Lehrers wieder zum Laufen gebracht hat, unterrichtet ihn dieser jetzt einmal pro Woche kostenlos. Er ist Arif so dankbar, weil er sich mit dem Gerät davor schon seit Monaten herumgeärgert hat. Und Martin ist auch ganz begeistert. Er hilft Arif jetzt ebenfalls beim Deutschlernen. Danach darf er immer seine frisch programmierten Spiele auf dem Raspberry Pi spielen, den du ihm geschenkt hast, Greta.“

„Hoffentlich sind das keine Killer-Spiele?“

„Doch, eines heißt sogar ‘Fallen’, also, falls es um dein Englisch nicht so gut bestellt sein sollte, das heißt: ‘gefallen’. Da geht es darum, ängstliche Tanten und Omas abzuschießen. Das wolltet ihr doch hören, oder?“

Entsetzte Blicke und Stille. Birgit seufzt. Ihr Sarkasmus steigt automatisch mit dem Grad an Dummheit. Manche, denkt sich die junge Mutter, lernen’s einfach nie.
ENDE.

 

Share this:

  • Email
  • Print

Like this:

Like Loading...

Mein Vortrag zum Thema Privatsphäre und Gleichheit im Netz mit zahlreichen Tipps und Tricks

21 Thursday Jul 2016

Posted by shroombab in Text, Video

≈ 1 Comment

Tags

activism, netzpolitik, opencommons, privacy, privatsphäre, vortrag

Im Mai 2016 luden mich Magdalena Reiter und Stefan Pawel für einen Vortrag zum Thema “Sind Privatsphäre und Gleichheit im Netz bedroht?” nach Linz zum Open Commons Kongress in den Wissensturm ein. Der 30-minütige Vortrag wurde als Video-Stream von dorftv aufgezeichnet und kann jetzt nachgesehen werden:

//www.dorftv.at/embed/24944

Zum Inhalt:
„Wer die Daten hat, hat die Macht.“ Dieses Zitat des Wiener Filmemachers Werner Boote fasst ein Dilemma zusammen, das sich seit Jahren zuspitzt: Mit Google, Amazon oder Facebook bestimmen US-Konzerne, welche Inhalte wir im Internet zu Gesicht bekommen und damit bestimmen sie auch den Blick auf unsere Welt.

Mit Internet.org hat Facebook in Schwellenländern ein Projekt am Start, das darüber entscheidet, was Millionen von Menschen als „kostenloses Grundangebot im Netz“ zu sehen bekommen. Doch sollte das wirklich ein Konzern bestimmen?

Hinzu kommt, dass wir bei jedem Klick im Netz Spuren hinterlassen, die Rückschlüsse auf unsere Persönlichkeit und Vorlieben zulassen. Die User werden zum Produkt. Wie wir uns die Macht über unsere Daten (teilweise) zurückerobern können – und warum wir das nicht (nur) der Politik überlassen sollten.

Was können wir tun?
+ Open Hardware
+ Open Software
+ Unterstützt Open Source-Projekte
+ Arbeitet an Wikipedia mit
+ Nutzt Open Street Map statt Google Maps
+ Setzt Creative Commons Lizenzen ein
+ Clicktivism hilft, um Konzerne bei kundenfeindlichen Entscheidungen zum Zurückrudern zu bewegen
+ Bei (Online-)Partizipationen mitmachen und mitbestimmen
+ NGOs wie z.B. EDRi oder AK Vorrat unterstützen
+ Selbst Tools entwickeln und einsetzen, die Privatsphäre im Netz schützen
+ Privacy By Design-Entwicklungen fördern
+ Datenschutz und IT-Sicherheit von Anfang an mitdenken bei der Entwicklung weil: Auch Entwickler müssen die Verantwortung übernehmen für das, was sie tun

+ Anonym surfen und suchen:
TOR-Browser verwenden
Suchmaschinen wie DuckDuckGo oder IXQuick/StartPage verwenden
+ Speichern und Mailen:
Statt Google Drive auf heimische Cloud-Dienste setzen, die Daten nicht in die USA übertragen oder einen eigenen Server aufsetzen und Herr und Frau seiner Daten bleiben.
Europäische E-Mail-Alternativen zu Gmail oder Yahoo verwenden
+ Verschlüsseln:
Mails mit Pretty Good Privacy (PGP)
Am Smartphone: Messenger wie Signal einsetzen und nicht WhatsApp
Schön, dass WhatsApp jetzt verschlüsselt, aber: Metadaten! Aufpassen.

+ Nicht verzweifeln!
+ Organisieren, netzwerken und treffen
in Wien z.B. Netzpolitischer Abend AT (nächster Termin im September im Metalab) oder C3W (Chaos Computer Club Wien)

Kleiner Tipp am Rande: Das an Möglichkeiten aussuchen, das ihr wirklich umsetzen könnt. Nicht überfordern. Weil: IT-Security-Maßnahmen können nur dann funktionieren, wenn sie zur Gewohnheit werden. Es bringt z.B. nichts, Signal zu installieren und dann weiter WhatsApp zu verwenden!

Share this:

  • Email
  • Print

Like this:

Like Loading...

CATEGORIES

  • Blogroll
  • Music
  • Pictures
  • Text
  • Uncategorized
  • Video
  • Writing a Novel

Tags

activism aktivismus alexa anthologie art autorin berlin buch bücher ccc chaos communication congress chaos computer club coronakrise creative writing creativity cyberkrimi datenschutz digitalisierung digital rights dj drumandbass dubstep electronic music facebook femalepressure graz inspiration internet internet der dinge internetofthings internet of things interview iot journalism journalismus kreativität krimi kriminalroman kurzgeschichte lesen lesung literatur medien music netzpolitik podcast privacy privatsphäre re:publica roman sachbuch schreiben security sha2017 short story shroombab smart home smartlies smart lies social media sommerakademie still hacking anyway talk technologie technology tödlichercrash vernetzung video vienna vortrag wien wikimedia writerslife writing Writing a Novel

Archives

  • August 2022
  • July 2022
  • May 2022
  • April 2022
  • March 2022
  • December 2021
  • October 2021
  • September 2021
  • July 2021
  • March 2021
  • January 2021
  • December 2020
  • November 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • June 2020
  • May 2020
  • April 2020
  • February 2020
  • December 2019
  • October 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • May 2019
  • March 2019
  • February 2019
  • January 2019
  • December 2018
  • November 2018
  • October 2018
  • September 2018
  • August 2018
  • July 2018
  • June 2018
  • May 2018
  • April 2018
  • March 2018
  • February 2018
  • January 2018
  • December 2017
  • October 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • July 2017
  • June 2017
  • May 2017
  • April 2017
  • February 2017
  • November 2016
  • October 2016
  • August 2016
  • July 2016
  • March 2016
  • February 2016
  • January 2016
  • December 2015
  • November 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • March 2015
  • February 2015
  • January 2015
  • September 2010

Shroombab on Twitter

  • Blühende Kriecherlbäume in Wien 💜💜💜💜 https://t.co/zA6xfUi3dj 2 hours ago
  • RT @PGDynes: This is what happens when industrial civilization pumps an extra 150 ppm of CO2 into the atmosphere in a record geological tim… 21 hours ago
  • RT @herbertsaurugg: ⚠ Verkehrsstreik am Montag in 🇩🇪 👉#KRITIS! Das wird wohl nicht nur in Deutschland zu einem weitreichenden und länger n… 2 days ago
  • RT @illsinger: Wir haben in Österreich 16,2% Teuerung bei den Lebensmitteln und liegen damit im europäischen Spitzenfeld. Essen muss sich… 3 days ago
Follow @shroombab

Blog at WordPress.com.

  • Follow Following
    • shroombab
    • Join 64 other followers
    • Already have a WordPress.com account? Log in now.
    • shroombab
    • Customize
    • Follow Following
    • Sign up
    • Log in
    • Report this content
    • View site in Reader
    • Manage subscriptions
    • Collapse this bar
Privacy & Cookies: This site uses cookies. By continuing to use this website, you agree to their use.
To find out more, including how to control cookies, see here: Our Cookie Policy
%d bloggers like this: