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Tag Archives: vienna

Hundeschokolade (Erzählung)

07 Saturday Feb 2015

Posted by shroombab in Text

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Hunde, short story, vienna

Hundeschoko (Erzählung)
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages verschwinden gerade hinter der Kirchturmuhr. Dutzende Autos brausen die Wienzeile entlang, als ginge es um ein Wettrennen, um von A nach B zu gelangen. Alles duftet nach Frühling. Alles, bis auf die Dämpfe, die aus den Abgasen der Autos rüber dringen. Ich muss husten. Es hat zum ersten Mal in diesem Jahr über zehn Grad. Der kalte, von Schneeregen und Graupelschauern geprägte Februar neigt sich dem Ende zu. Ich warte auf den 51A, der mich nach Hause bringen wird. Ein schöner Spätwintertag geht zu Ende, ganz angelehnt an „ein schöner Badetag geht zu Ende“, wie wir im Hochsommer sagen würden.

Plötzlich bäumt sich eine Frau vor mir auf. Sie sieht mich düster an, reißt an der Leine ihres schwarzen Boxer-Mischlings, und platziert sich mit einem lauten Plumps neben mir auf der Bank, auf der ich warte. Ich drehe mich weg.  Ihre magere Freundin bleibt stehen und kramt eine Tafel Schokolade aus der Tasche. Das erste Stück stopft sie sich selbst in den Mund, das zweite verteilt sie an den Hund. Dieser nimmt ihr das Schokoladenstück gierig aus der Hand. „Was für eine Quälerei“, denk ich mir, denn es weiß wohl jeder, dass Schokolade schlecht für Hunde ist. Wobei schlecht ja noch untertrieben ist, tödlich wäre das bessere Wort. Sagen tue ich aber nichts. Die Hundebesitzerin würde mich umbringen, das spüre ich.

Die beiden beginnen miteinander zu reden: „Mit dem Pauli ist derzeit nix anzufangen. Der kifft sich jeden Tag die Birne zu und will dann nichts mehr machen“, sagt die Magere. Die andere erwidert: „Ja ich kenn das. War bei mir nicht anders. Vorige Woche bin ich ohnmächtig geworden, als ich mir zu viele Lines reingepfiffen habe. Und was mach ich, als ich wieder aufwache? Ich mach weiter. Die nächste Line lag schon am Tisch.“ Dann reißt sie aggressiv am Halsband des Hundes herum, der an und für sich brav am Boden liegt und sich nicht rührt.

Der Bus kommt. Rund 25 Leute steigen ein. Auch die zwei Frauen und ich sind darunter. Zufällig sitze ich wieder neben den beiden. Die Magere verfüttert erneut ein Stück Schokolade an den Hund. „Ich ess’ jeden Tag mindestens eine Tafel, das brauch ich“, sagt sie als Kommentar dazu. Die andere reißt wieder an der Leine, dabei liegt der Hund brav zwischen ihren Füßen. Sie wirkt fahrig, aufgekratzt und aggressiv. Ich habe Angst, ihr in die Augen zu sehen. Dabei ist mein Ärger groß. Wie kann man nur so unverantwortlich mit einem Tier umgehen? Der süße Hund. Ganz brav ist er, reagiert auf jeden ihrer Befehle unverzüglich. Dennoch wird er für seinen Gehorsam bestraft. Der kann sich ja gar nicht mehr auskennen, wie mit ihm geschieht, denk ich mir. Mein Mund bleibt zu. Ich versuche wegzuschauen.

Als der Bus über die Ameisbrücke fährt, sieht man noch einmal die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Dort gibt es keinen Kirchturm, der die Sonne verdeckt. Auf meinem Gesicht landen noch ein paar Sonnenstrahlen, ich genieße es. Meine Laune hebt sich schlagartig wieder. Doch als meine Station kommt und ich aussteige, beginne ich zu grübeln: Warum sagt keiner was? Ist es nicht verantwortungslos von mir, einfach wegzuschauen, wenn ein Hund dermaßen gequält wird? Was, wenn der Hund tatsächlich stirbt, weil sie noch mehr Schokolade an ihn verfüttert? Nächstes Mal, denke ich, mach ich meinen Mund auf. Ob sie schon etwas von einer Theobrominvergiftung gehört hat, dass Hunde keine Schokolade vertragen und schon von einer Tafel sterben können, frage ich sie dann. Ein Gedanke, der mir spätestens als ich zu Hause angekommen bin, mir ein heißes Bad einlasse zu Aufwärmen, wieder entfallen ist.

Zwei Wochen später, es ist ähnlich schönes Wetter draußen, nur ein wenig kälter, sehe ich den schwarzen Boxer-Mischling und seine Hundebesitzerin erneut bei der 51A Busstation in Hietzing. Dieses Mal wirkt die Frau nicht so zugedröhnt. Ihr Blick ist immer noch hart und zum Fürchten und Davonlaufen. Aber ich erinnere mich wieder, an meine Gedanken und Gefühle, die die Situation letztes Mal in mir hervorgerufen haben, nehme all meinen Mut zusammen und spreche sie an: “Wissen Sie, dass Schokolade für Hunde tödlich sein kann?” Sie schaut mich an mit einem bösen Blick. Wenn Blicke töten könnten, dieser würde mich binnen Sekunden umbringen. “Oide, was wüst vo mir?” tönt es aus ihrem Mund. “Hunde vertragen keine Schokolade. Da ist Theobromin drin. Denen geht’s dann so, wie Ihnen, wenn Sie sich eine Line zu viel reinknallen”, fahre ich fort. Meine Angst ist weg. Soll sie mich doch umbringen mit ihren Blicken. Vielleicht bleibt von dem, was ich sage, ja doch etwas hängen im ihrem Kopf. Sie dreht sich von mir weg, zieht den Boxer-Mischling hinter sich nach und murmelt: “Geh scheiss’n.” Ich bin trotzdem stolz auf mich.

Text by Barbara Wimmer

48.196715 16.294450

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Musik mit Message Part I: We Killed Privacy

05 Monday Jan 2015

Posted by shroombab in Music

≈ 2 Comments

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activism, dj, kitsune, music, shroombab, vienna

Mein neues Projekt für das Jahr 2015: Musik mit Message. Gemeinsam mit Kitsune kombiniere ich elektronische Beats aus den Gefielden Breakbeats, Dubstep, Trap und Drum&Bass mit Botschaften, die man sonst nur aus der Internet-Community kennt. Die Botschaften drehen sich um Themen wie das Ende der Privatsphäre, oder dass Terrorismus nur als Vorwand für die Einführung von mehr Überwachungsmaßnahmen dient sowie um die Lüge, dass uns smarte Dinge, die alles miteinander vernetzen, tatsächlich schlauer machen. Die Botschaften drehen sich um Technologie-Kritik und sollen Menschen zum Nachdenken bewegen. Ich zeige Dsystopien auf, die sich, wenn wir nicht aufpassen, bewahrheiten könnten. Und die wundervolle Kitsune, die es vorzieht, anonym zu bleiben, spricht den Text für mich ein.

Der erste Song, „We Killed Privacy“, dreht sich um das Ende der Privatsphäre, das wir selbst durch unsere Nutzung von technischen Gadgets herbeigeführt haben. Der Spion Smartphone ist schließlich überall dabei. „We Killed Privacy“ steht, wie alle weiteren geplanten Songs, unter einer Creative Commons-Lizenz, denn schließlich geht es darum, mit der Internet-Community zu teilen. Auch wenn es angesichts dieses Songtitels absurd ist: Teilen ist erwünscht – damit die Botschaft möglichst weit verbreitet wird! Auf Soundcloud gibt es den Song auch direkt zum Downloaden.

48.196720 16.294449

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Flexin’ Alice (Kurzgeschichte)

02 Thursday Sep 2010

Posted by shroombab in Text

≈ 1 Comment

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dj, flex, music, short story, vienna

Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Laute Musik dröhnt aus den Boxen, die Bässe vibrieren, der Beat stampft gebrochen vor sich hin. Ich stehe direkt vor der Bühne, direkt neben den Boxen und fühle den massiven Bass bis in die Knochen. Gebannt starre ich in Richtung Bühne, um den DJ bei seiner Arbeit zu beobachten. Süss ist er ja, mit seinen leicht gekräuselten Haaren, und in seinem roten T-Shirt, aber noch mehr fasziniert mich die Musik, die er auf uns loslässt.

Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Ich schwinge meine Hüften langsam von links nach rechts, im Takt der Beats. Meine Freundin, die mit mir gekommen ist, sehe ich nur noch verschwommen neben mir. Plötzlich drängt sich ein Typ zwischen uns. Mitte bis Ende 20, südländischer Typ, dunkle Haare und leuchtende, braune Augen. Er drückt mir einen Drink in die Hand. Ich vergesse die Musik, den Beat, die Bässe und meine Freundin und folge ihm nach draußen. Wir sitzen am Donaukanal und starren in den Sternenhimmel. Ein Stern leuchtet besonders kräftig. Wir küssen uns. Zuerst sanft, dann stürmisch und intensiv. Unsere Körper glühen, als wir näher rücken. Auch der Sternenhimmel rückt in weite Ferne, es gibt nur noch uns. Wir werden eins, und lassen erst voneinander ab, als es schon hell ist.

Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Eine Woche später stehe ich wieder im Club. Vielleicht ist Antonio auch wieder da, denke ich und blicke mich suchend um. Doch keine Spur vom süssen Italiener, der mich letzte Woche verwöhnt und meine eigentlichen Absichten vereitelt hat. Heute fokussiere ich wieder den DJ und schaue ihm auf die Finger. Ich beobachte, wie er den Schieberegler am Mixer in seine Finger nimmt, dabei den untersten Knopf am Equalizer bewegt, und schlagartig ein neuer Bassverlauf über die Anlage hinweg donnert. Das kann ich auch, denke ich. Denn ich habe geübt. Wochenlang, monatelang habe ich diesen Ablauf eintrainiert, um auch selbst einmal auf dieser Bühne zu stehen.

Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Statt Antonio suche ist jetzt den Veranstalter. Ich weiß, wie er aussieht. Leichter Bartwuchs, dunkle Augen, glattes Haar. Ich will ihm mein Mixtape geben, das ich extra für ihn aufgenommen habe. Doch statt ihm stellt sich mir ein 50-jähriger Typ in den Weg, der mich aus dem Nichts heraus packt und mir seine raue, dicke Zunge tief in den Rachen schiebt. Völlig perplex versuche ich den ekelerregenden, behaarten Mann von mir zu stoßen. Ich trete und schlage um mich, doch keiner hilft mir. Bis meine Freundin und ich den Kerl mit gemeinsamer Kraft von mir ziehen können und dieser von mir ablässt vergehen Minuten mit der dicken Zunge im Hals. Ich merke mir sein zerfurchtes Gesicht und hole das Sicherheitspersonal. “Nie gesehen, die ***** lügt”, sagt er, als ich ihm erneut gegenüber stehe. Doch der Türsteher glaubt mir, er kennt mich, ich bin Stammgast. Der 50-Jährige landet draußen vor der Tür. Als ich den Club verlasse, habe ich Angst. Angst, dass der Kerl mir auflauert und sich rächt. Doch es passiert nichts.

Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Drei Wochen sind vergangen, seit der Veranstalter mein Mixtape bekommen hat. Doch nichts ist passiert. Keine Reaktion. Ich beobachte ihn im Club. Er scherzt mit dem DJ. Mich ignoriert er. Der Sound, den der DJ heute auflegt, gefällt mir nicht besonders. Zu lange sind die Phasen, in denen außer ein bisschen Atomsphäre nichts passiert. Ich kann das besser, denke ich und werde traurig. Ich nehme mir vor, nicht aufzugeben und fleissig weiterzuüben. Doch heute habe ich keine Lust aufs Tanzen mehr. Rund um mich stehen nur verliebte Paare, die sich zärtlich zu den langsamen Sphären-Sounds berühren. Von Antonio keine Spur. Ich gehe schon um 2 Uhr nach Hause. Der Veranstalter nickt mir beim Rausgehen zu.

Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Endlich ist es soweit. Der Veranstalter hat sich mein zweites Mixtape angehört und heute ist meine Premiere. Ich darf an die Decks im Flex. Ich werde heute DJ sein. Die Leute werden zu meinen Beats tanzen, das Tempo bestimme ich. Ich bin extrem nervös. Schnell verschwinde ich Backstage am Klo. Ich muss mich übergeben. Meine Hände zittern. Der Moment, auf den ich monatelang hingearbeitet habe, ist endlich da – und ich kann ihn nicht genießen. Zu sehr fürchte ich mir davor, dass ich meine Chance vergeben könnte.

Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Jetzt geht es los. Ich lege die erste Platte auf, dann setze ich die Nadel auf den Startpunkt. Ich bewege meine Hand mit der Vinyl-Platte im Takt zur Musik und suche nach der richtigen Stelle. Ich mache alles richtig. Der erste Übergang gelingt mir. Die Leute tanzen und wirken zufrieden. Die Nervosität fällt jetzt völlig von mir ab. Ich bewege mich mit dem Beat mit, die Menge jubelt mir zu. Endorphine strömen durch meinen Körper. Ich fühle mich überglücklich. Der Moment hält lange an, sehr lange. Bis zum nächsten Tag. Dann weicht plötzlich Leere dem Glücksgefühl.

Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Bum Tschak. Wieder stehe ich im Club. Doch auch hier ist das Gefühl ist nicht mehr dasselbe. Ich kann mich nicht mehr entspannen, zu den Beats der anderen DJs tanzen. Zu schön war das Gefühl, selbst auf der Bühne zu stehen und die Menschenmenge zu unterhalten. In Gedanken versunken stehe ich am Rande der Tanzfläche. Doch irgendwann reisst mich die Musik plötzlich mit. Eine verspielte Melodie, die ich nicht erwartet habe, setzt ein. Der Beat beginnt langsam, sich zuzuspitzen. Ich wippe im Takt mit. Zuerst verhalten, dann immer intensiver. Mein Herzschlag passt sich dem Rhythmus an. Jetzt fühle ich mich wieder geborgen.

Text by Barbara Wimmer

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