• About
  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
  • Termine

shroombab

~ creativity & beyond

shroombab

Tag Archives: digitalroadmap

Scheiß Internet! Meine Wolo-Reden 2016.

01 Saturday Oct 2016

Posted by shroombab in Text, Uncategorized

≈ 1 Comment

Tags

digitalroadmap, internet, laudatio, monochrom, scheiß internet, wolo16

Am 17. September fand in Wien die Preisverleihung des “Wolfgang Lorenz Gedenkpreises” aka “Scheiß Internet”-Preis im Alten Rathaus in Wien statt. Gestiftet wird der “Wolo”, wie er von der Netzgemeinde genannt wird, vom Künstlerkollektiv monochrom. Gebacken wurde er dieses Jahr von Nicole. Meine beiden Laudatios will ich euch auch dieses Jahr nicht vorenthalten, auch wenn 2016 wer anderer gewonnen hat 🙂 Wir als Jury wählten das internationale Olympische Komitee und das Publikum ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka.

Laudatio 1
Das Internet ist der Wilde Westen (Auflage 2016)

Es war einmal: Frau Sonja Steßl, geborene Grazerin, Staatssekretärin im Bundeskanzleramt. Von September 2014 bis Mai 2016 hatte sie dieses Amt inne. In dieser Zeitperiode wich der allseits beliebte Begriff „Cyber“ dem hipperen, weit weniger vorbelasteten Ausdruck „Digital“. Gemeint ist damit freilich alles, was mit dem Internet zu tun hat. Das Internet, das das gleicht laut Sonja Steßl aber noch dem „Wilden Westen.“ Deshalb braucht es „gemeinsame Regeln“, so die Politikerin.

Diese Regeln will man jetzt endlich festlegen. Es kann ja nicht sein, dass das Internet im Jahr 2016 noch immer so ein rechtsfreier Raum ist, wo jeder daher kommen kann und seine Meinung äußern. Sorry, das hat Frau Steßl jetzt nicht persönlich gesagt. Aber sie hat gemeinsam mit ihrem Staatssekretären-Kollegen Harald Mahrer die Initiative „Digital Roadmap“ gestartet. Österreich braucht jetzt also einen digitalen Plan. Im Jahr 2016.

Diskutiert wurde dieser digitale Plan zu allererst unter der Schirmherrschaft ausländischen Tech-Unternehmen. Von diesen ließen sich die beiden Politiker nämlich ihren „IKT-Event“ finanzieren. Oracle, ZTE, HP, 3, Atos, SAP und Microsoft, um nur einige der Mitglieder der „Internet Offensive Österreichs“ zu nennen, haben die Veranstaltung ausgerichtet, bei der der digitale Masterplan für die österreichische Zukunft besprochen werden sollte.

Vor Ort fielen in der Pressekonferenz dann buzzwordartige Sätze wie „Cybermobbing. Hasspostings. Das Internet ist der Wilde Westen.“ Ach das hatten wir ja schon. Vor kamen auch so Sätze wie „Das Internet of Things ist aus dem Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken“. „Österreich muss ein wettbewerbsfähiger Digitalstandort werden.“ „Zukunftssichere Jobs zu schaffen bedeutet, den digitalen Zug zu lenken, und nicht im Waggon hinten drinnen zu sitzen.“ Eine Journalisten-Kollegin merkte nach der Pressekonferenz etwas ratlos an: „Jetzt kann ich mir absolut nichts darunter vorstellen, wie Österreich in seine digitale Zukunft starten soll.“

Nach dem von der IT-Wirtschaft gesponsorten Event startete übrigens eine auch „Online-Konsultation“. Bei der sollte nun auch die „breite Bevölkerung“ eine Stimme bekommen und mitdiskutieren. Nach der Floskel-Flut beim Event ließ aber auch das Kommentarsystem zu wünschen übrig und glänzte mehr durch Unübersichtlichkeit als durch Nutzerfreundlichkeit. Sich durch ein mehr als hundertseitiges Dokument zu scrollen, das laut dem Bullshit-Generator den Bullshit-Highscore mit 142 von 100 Punkten deutlich übertroffen hatte, ist für eine „breite Bevölkerung“ wohl zudem mehr Bestrafung als Freude.

Geschehen ist bis jetzt übrigens: Nichts. Für den digitalen Plan Österreichs heißt es derzeit: „Bitte warten“. Das Internet darf also doch noch ein wenig „Wilder Westen“ sein. Oder ein wenig „Blase“, wie die Ex-Staatssekretärin auch mal so erwähnt hat. „Anonym nutze ich auch Twitter, ich will schließlich wissen, was die Blase denkt.“ Was Steßl jetzt übrigens so macht? Sie ist leitet die Sparte der Krankenversicherungen bei der Wiener Städtischen mit rund 650.000 Kunden.

Nominiert sind Sonja Steßl (SPÖ) und Harald Mahrer (ÖVP) für den Versuch, einen digitalen Plan für Österreich zu erstellen. Im Jahr 2016.

Laudatio 2
Ein Diktator gegen Memes

Erdowie, Erdowo, Erdogan. Ein Journalist der etwas verfasst, das Erdogan nicht passt, ist morgen schon im Knast.“ Diese Zeilen stammen aus einem satirischen Videoclip, der im deutschen Fernsehen von extra 3 und dem Sender ARD ausgestrahlt wurde. Im Videoclip geht es um die autokratische Machtausübung und die zunehmende Internet- und Medien-Zensur des türkischen Präsidenten im Land, um die Abschaffung der Meinungs- und Pressefreiheit. Erdogan versteht allerdings so gar keinen Spaß, wenn es um seine Politik geht. Er hat schlichtweg den deutschen Botschafter ins Außenministerium bestellt und ihn dazu aufgefordert, das Video zu löschen.

So kam einmal mehr der Streisand-Effekt ins Spiel. Vom Streisand-Effekt spricht man dann, wenn jemand eine unliebsame Information mit unangemessen drastischen Mitteln unterdrücken will und so das Gegenteil erreicht. Der Videoclip wurde mehr als zehn Millionen Mal auf YouTube angeklickt und verbreitete sich im Netz in Windeseile weiter. Der Streisand-Effekt also.

Dann kam der 31. März 2016. An dem Tag trug Jan Böhmermann unter dem Titel Schmähkritik ein Gedicht über den türkischen Präsidenten vor. Darin nahm er auf das satirische Lied vom ARD Bezug. Seine Schmähkritik hatte andere Folgen als eine Beantragung zur Löschen des Videos: Sowohl die türkische Regierung als auch Erdoğan selbst erstatteten Strafanzeige gegen Böhmermann. Am 15. April ermöglichte die deutsche Bundesregierung ein Ermittlungsverfahren gegen den Moderator wegen Beleidigung eines ausländischen Staatschefs. Die Sache wurde zur Staatsaffäre und Deutschland will jetzt in Folge ein veraltertes Gesetz, das ein derartiges Verfahren überhaupt erst möglich macht, abschaffen.

Doch die Böhmermann-Affäre ist gar nicht die erste ihrer Art. Der türkische Staatspräsident hat sich bereits in der Vergangenheit als äußerst klagswütig gezeigt. Es muss gar kein Schmähgedicht vorliegen, ein einfaches Internet-Meme, das ihn bildlich mit der „Herr der Ringe“-Figur Gollum vergleicht, reicht. Der türkische Arzt Bilgin Ciftci landete deshalb wegen „Beleidigung des Präsidenten“ vor Gericht. Seine Verteidigerin wußte sich nicht anders zu helfen, als Gollums Charaktereigenschaften durch Sachverständige klären zu lassen. Und da war er bereits zum ersten Mal, der Streisand-Effekt.

Künstler zeigt #Erdogan mit Banane im Hintern https://t.co/TJdQCDie16 pic.twitter.com/wmyPMWL4ar

— Berliner Zeitung (@berlinerzeitung) 15. September 2016

Das Gollum-Meme wurde immer beliebter und bekannter und verbreitete sich auch über die Grenzen der Türkei hinweg. Eigentlich hätte Erdogan schon damals etwas draus lernen müssen: Nämlich dass mit Kritik und Witz im Netz nicht einfach abdrehen kann. Aber er wollte ja nicht hören! Das hat er nun davon: Seit einigen Tagen stellt ein deutscher Künstler ein Werk aus, dass ihn mit einer Banane im Arsch zeigt. Das gibt’s auch im Internet zu sehen. Satire ist einfach ein Grundelement der demokratischen Kultur. Auch der türkische Staatspräsident muss damit leben.

Nominiert ist Erdogan für die Einschränkung der Meinungsfreiheit über Ländergrenzen hinweg, die scharfe Zensur seiner Kritiker im Land und seiner Intoleranz gegenüber Satire.

Share this:

  • Email
  • Print

Like this:

Like Loading...

CATEGORIES

  • Blogroll
  • Music
  • Pictures
  • Text
  • Uncategorized
  • Video
  • Writing a Novel

Tags

activism aktivismus alexa anthologie art autorin berlin buch bücher ccc chaos communication congress chaos computer club coronakrise creative writing creativity cyberkrimi datenschutz digitalisierung digital rights dj drumandbass dubstep electronic music facebook femalepressure graz inspiration internet internet der dinge internetofthings internet of things interview iot journalism journalismus kreativität krimi kriminalroman kurzgeschichte lesen lesung literatur medien music netzpolitik podcast privacy privatsphäre re:publica roman sachbuch schreiben security sha2017 short story shroombab smart home smartlies smart lies social media sommerakademie still hacking anyway talk technologie technology tödlichercrash vernetzung video vienna vortrag wien wikimedia writerslife writing Writing a Novel

Archives

  • August 2022
  • July 2022
  • May 2022
  • April 2022
  • March 2022
  • December 2021
  • October 2021
  • September 2021
  • July 2021
  • March 2021
  • January 2021
  • December 2020
  • November 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • June 2020
  • May 2020
  • April 2020
  • February 2020
  • December 2019
  • October 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • May 2019
  • March 2019
  • February 2019
  • January 2019
  • December 2018
  • November 2018
  • October 2018
  • September 2018
  • August 2018
  • July 2018
  • June 2018
  • May 2018
  • April 2018
  • March 2018
  • February 2018
  • January 2018
  • December 2017
  • October 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • July 2017
  • June 2017
  • May 2017
  • April 2017
  • February 2017
  • November 2016
  • October 2016
  • August 2016
  • July 2016
  • March 2016
  • February 2016
  • January 2016
  • December 2015
  • November 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • March 2015
  • February 2015
  • January 2015
  • September 2010

Shroombab on Twitter

  • Blühende Kriecherlbäume in Wien 💜💜💜💜 https://t.co/zA6xfUi3dj 1 hour ago
  • RT @PGDynes: This is what happens when industrial civilization pumps an extra 150 ppm of CO2 into the atmosphere in a record geological tim… 20 hours ago
  • RT @herbertsaurugg: ⚠ Verkehrsstreik am Montag in 🇩🇪 👉#KRITIS! Das wird wohl nicht nur in Deutschland zu einem weitreichenden und länger n… 2 days ago
  • RT @illsinger: Wir haben in Österreich 16,2% Teuerung bei den Lebensmitteln und liegen damit im europäischen Spitzenfeld. Essen muss sich… 2 days ago
Follow @shroombab

Blog at WordPress.com.

  • Follow Following
    • shroombab
    • Join 64 other followers
    • Already have a WordPress.com account? Log in now.
    • shroombab
    • Customize
    • Follow Following
    • Sign up
    • Log in
    • Report this content
    • View site in Reader
    • Manage subscriptions
    • Collapse this bar
Privacy & Cookies: This site uses cookies. By continuing to use this website, you agree to their use.
To find out more, including how to control cookies, see here: Our Cookie Policy
%d bloggers like this: